Nähe und Distanz

Sind nicht andere Eltern behinderter Schüler, die ihre Sprösslinge an Sonderschulen schicken, auch daran „Schuld“, dass die Sonderschulen erhalten bleiben und der Prozess der Inklusion nicht voran kommt?

Diese Frage hatte ich beim Fachgespräch „Integration oder Inklusion“ am 19.3. in der Lebenshilfe Hamburg in die Runde gestellt und erntete zu Recht große Empörung. Denn natürlich sind sie nicht Schuld. Nur wenige wollen sich auf Experimente einlassen.Die Langsamkeit der flächendeckenden Umsetzung inklusiver Bildung an Regelschulen in Deutschland hat vielmehr rein ökonomische und rechtliche Ursachen, antwortete

Prof. Dr. Harm Paschen von der Universität Bielefeld. Das, was Eltern mit ihrer distanzlosen und emotional geprägten Haltung wollen, sei in diesem Prozess eher irrelevant.

Diese Antwort fand ich hart. Aber vollkommen korrekt. Bei der Lehrerbildung, den Kosten, den Schulformen und -abschlüsse, dem Einsatz von Schulbegleitern usw. hapert es ja nicht an Unwillen, sondern an den noch meist ungeklärten finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Erwähnt wurde im Gespräch, dass Schleswig-Holstein diesen Weg gegangen ist. Sie haben von heut auf morgen die Förderschulen abgeschafft und alle Kinder mit Behinderung sollen nun Hals über Kopf an Regelschulen gehen. Damit seien alle Beteiligten momentan dort enorm überfordert, sagte Paschen.

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