Einsamkeit

Ich liebe. Am aller meisten unsere Kinder.

Ich habe Angst. Vor dem Tod. Auch vor meinem eigenen.

Ich arbeite. Sehr viel. Muss die Miete bezahlen. Muss für mich und die Kinder Klamotten kaufen. Muss Kaffee trinken. In den Urlaub fahren.

Die Ausgrenzung behinderter Menschen schmerzt mich körperlich. Manchmal ist es kaum auszuhalten.

Handball hilft. Im Team kann man ein wenig Gemeinschaft erleben. Wie sonst nirgens.

Versuche, eine gute Mutter zu sein, die Hassliebe unter den Geschwistern auszugleichen.

Treffe Freundinnen. Trinke Wein. Wie damals als ich nur Verantwortung für mich selbst hatte. Das Thema Inklusion vermeiden wir. Denn dabei verändert sich meine Stimmung oft. Die Wut kommt dann zu schnell.

Weiß nicht, wie wir die Kinderbetreuung in den Ferien organisieren sollen.

„Im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung erscheint A. deutlich nicht altersgemäß entwickelt. So zeigt er besonders in der sozialen Interaktion deutliche Defizite.“, steht in seinem Förderplan. Das ist falsch.

Hasse die Zeit, die soziale Medien fressen. Aber ich lerne und entdecke. Auf Facebook und Twitter. Treffe Gleichgesinnte. Verliere nicht den Anschluss an Freunde, die ich länger nicht sehen kann.

Spüre Musik. Mit jeder Faser meines Körpers. Tanze durch die Wohnung.

Poste auf Instagram, weil ich den Menschen die Angst vor einem Kind mit Trisomie 21 nehmen möchte.

Schreibe gegen meine Angst und Einsamkeit.

Bis zur Erschöpfung.

2 Gedanken zu „Einsamkeit“

  1. Hallo Jenny,
    ich schreibe dir jetzt ganz spontan auf deinen Blog-Eintrag „Einsamkeit, auch wenn er vom Februar ist. Das ist mein erstes Mal im Leben, dass ich das tue – ich bin 51 … ich war im Netz auf der Suche, weil ich einen betagten Herrn in menschenunwürdigen Lebrnsumständen kennengelernt habe, der Hilfe möchte und bisher nicht bekommen hat, weil ihn noch niemand „kategorisiert“ hatte … und die „hängende Zunge“ ihm wohl endlich Zugang zu Hilfe verschaffen könnte … ?!

    Deine Worte hier haben mich tief berührt. Auch über große Distanzen will ich dir eine Umarmung schicken.
    Dorothea Sölle:
    „Am Ende der Suche
    und der Frage nach Gott
    steht keine Antwort
    sondern eine Umarmung.“
    Ich sehne mich nach so einem Leben in der Welt und fühle mich oft als „hilflose Helferin“ … Bin Sozialarbeiterin „in der Behindertenhilfe“ Ich verzweifle an diesem Wort, suche nach neuen Wegen, fühle mich selbst nicht in der DIN-Norm, ringe mit Impulsen von Rebellion und Anpassung und hatte das Gefühl, dass eine Verbindung mit dir mir weiterhelfen könnte.
    LG Petra K.

  2. Hey Petra, weiß nicht, ob ich bezüglich deines betagten Herren in menschenunwürdigen Lebensunständen helfen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Menge davon gibt und es macht auch mich sehr traurig. Also dann vielleicht einfach eine ganz dicke Umarmung zurück.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert