Vor ca. zwei Monaten sagte Ulrike, ich würde meine Kinder zu antiautoritär erziehen. Ein paar Wochen später meinte Steffi, ich sei eine Helikoptermutter, was auch immer sie darunter versteht. Und letzte Woche sagte Sascha mir, dass er sich mit mir nur noch über die Kinder unterhalten könne, aber über keine anderen Themen. Dies würde unsere Beziehung sehr belasten. Meine erste, wahrscheinlich natürliche Reaktion, war jeweils ein wenig Wut und viel Verteidigung nach dem Motto „Die Kinder sind schließlich noch klein, brauchen noch viel Aufmerksamkeit und sind dementsprechend momentan zeitlich enorm präsent in meinem Leben, so dass wirklich wenig für andere Dinge bleibt. Außerdem: kann hier mal jemand die Zeit und Kraft würdigen, die ich in die Kinder stecke, anstatt mich zu kritisieren?“ So ungefähr. Beim Thema Autorität, das ja auch gerne von meiner Mutter und Schwiegermutter angesprochen wird, habe ich natürlich immer viele entwicklungspsychologische Erklärungen parat, um mein Handeln als bewusst und richtig zu verteidigen. In den letzten Monaten erscheinen nun ständig Artikel über die angeblich „neuen“ Mütter und ihre Neurosen. Oder darüber, wie wenig Probleme unsere Mütter und Großmütter mit den Kindern damals hatten und wie angeblich „magisch und leicht“ unsere Kindheit verlaufen sei. Und schließlich ist doch aus uns allen ETWAS geworden, obwohl wir uns als Säugling selbst in den Schlaf weinen mussten, obwohl wir keine Schränke und Schubladen öffnen durften, obwohl wir bei jedem Hosenkackern beschimpft wurden und, obwohl uns keine Geschichten aus der Vergangenheit erzählt wurden!?
Ich bin durchaus manchmal unsicher aber meist ziemlich zufrieden mit dem, wie ich meine Zeit mit den Kindern gestalte. Wenn ich endlich einen Job hätte, würde ich mich sehr gerne auch darauf konzentrieren. Aber so ist es momentan nunmal nicht. Und da beschäftige ich mich eben sehr gerne mit den Kindern, weil es ihnen und mir Spaß macht. Für meine kinderlosen Freunde ist es häufig unvorstellbar, wie man soo viel Zeit mit Kindern verbringen kann. (Wahrscheinlich denken sie, ich sei 24 Stunden am Tag an ihrer Seite.) Sie entwickeln eine enorme Angst davor, plötzlich für jemanden verantwortlich sein zu müssen, ihn zu pflegen und zu „bespaßen“. Dabei ist es überhaupt nicht so. Die Kinder gehen in die Kita. In dieser Zeit habe ich viel freie Zeit für mich. Ich muss natürlich die Zeit mit Kindern anders organisieren, als als Single oder kinderloses Paar. Aber letztendlich nutze ich die wenige freie Zeit auch viel intensiver als früher, als ich noch keine Kinder hatte. Auch wird hier niemand 24 Stunden „bespaßt“. Aber ich vermute, die bloße Anwesenheit der Kinder ist für viele schon zuviel. Die Aufmerksamkeit teilen zu müssen, das geht für viele gar nicht. Und für unsere Müttergenerationen ist eine kindzentrierte Erziehung etwas, was mit der Aufgabe der eigenen Bedürfnisse einhergehen MUSS und das viele Reden mit den Kindern ein eindeutiger Beweis dafür, dass „Die einfach nicht hören wollen.“ Ich habe mich in letzter Zeit auch oft gefragt, warum es denn so schrecklich für viele ist, für jemanden Verantwortung zu übernehmen, ihn pflegen zu „müssen“ bzw. mit jemandem Zeit verbringen zu „müssen“, obwohl man ja so viele andere Dinge in dieser Zeit tun könnte? Ich weiß, dass ich ohne Kinder viele andere Dinge tun könnte. Ich könnte, wenn ich wollte, stattdessen ein Buch schreiben, Fotografieren, Sporten, Surfen, Lesen, Abenteuerurlaube machen usw.. Na und? Ich hätte ein super Buch oder ein paar tolle Fotos mehr, einen tolleren Körper, könnte über mehr Zeitungsartikel und Bücher mitreden und noch mehr Länder und Leute kennen lernen. Ich könnte jeden Abend ins Theater, zu Lesungen und in Konzerte gehen. Ganz sicher wäre ich ein viiiieeelll interssanterer Mensch, als der, der ich bin. Ganz sicher wäre ich ein viiieeelll glücklicherer Mensch als ich jetzt bin. Schade, schade, schade.
Trotzdem ist es ja auch blöd, wenn man seine Mitmenschen mit dem Kinderthema nervt oder belastet, wenn es für sie nicht relevant ist und erst recht, wenn eine Liebesbeziehung darunter leidet. Hm. Das möchte ich auch nicht. Also MUSS ich mich wohl mehr von meiner Mutterrolle distanzieren.
Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ich distanziere mich. ich distanziere mich. Ich distanziere mich. Ommm.