Verschiedene Infekte hatten mich über den Jahreswechsel flach gelegt, so dass ich sowohl Heiligabend als auch Sylvester 2016 verschlief. Die dreiwöchige Mutter-Kind-Kur in einer Reha-Klinik im Harz im Januar verlief dann auch etwas anders als erwartet, so dass ich mich danach erst einmal vom Kur-Stress erholen musste. Das hing zum einen damit zusammen, dass ich Anatol nicht guten Gewissens in die dortige Kinderbetreuung geben konnte, weil die Erzieherinnen mit ihm ziemlich überfordert waren und deshalb mit ihm ständig schimpften. Und das, obwohl sie mir im Vorfeld telefonisch versicherten „Wir kennen uns mit Kindern mit Trisomie 21 aus. Wir hatten schon öfter Kinder mit einer Behinderung hier.“ Dann hatte ich fast jeden Morgen bei der Übergabe im Kinderhaus ein ungutes Gefühl, das mich quälte. Abends bekam er dann ganz viele Kuscheleinheiten. Zum anderen sollten wir alle Mahlzeiten im Speisesaal einnehmen, in dem ca. 30 Frauen mit ungefähr 80 Kindern aßen bzw. versuchten alle zu essen. Für uns war es fast unmöglich, weil Anatol dauerhaft um das Buffet herum rannte und immer mal wieder Wurst oder Käse oder anderes herunter riss und auf den Boden feuerte. Auch versteckte er sich unter den Tischen, begrüßte alle anderen Kinder beim Eintreten und war im Grunde so überreizt von dieser Ess-Situation, dass er sich kaum auf die eigene Nahrungsaufnahme konzentrieren konnte. Ab und zu nahm ich etwas mit ins Zimmer, damit er nicht verhungert. Sehr ungünstig für uns war auch noch, dass unsere Zimmertür sich nur mit einem einfachen Drehknauf abschließen ließ. Die Schließung hatte Anatol schon am ersten Tag verstanden und verließ dann ständig das Zimmer, um auf Entdeckungstour zu gehen. Am meisten interessierte er sich für unabgeschlossene Zimmertüren anderer Kurgäste, in deren Zimmer er dann still und leise hinein huschte, um dort Fernbedienungen, Handys und andere technische Geräte auszuprobieren. Einen Großteil der Kur verbrachte ich also damit, ihn zu suchen. Und schließlich kam noch dazu, dass ich täglich ganztags „Programm“ hatte, das mich ziemlich stresste und ich eigentlich nur in Ruhe mal bei einer gemütlichen Tasse Kaffee eine Zeitung oder ein Buch lesen wollte. Das war aber leider nicht möglich. Trotz mehrfacher Überlegungen, habe ich die Kur dann nicht abgebrochen, weil dort im Harz wunderschöner Tiefschnee war und wir quasi täglich am Berg hinter der Kurklinik rodeln gehen konnten – etwas, das wir seit vier Jahren, seit wir aus Sibirien nach Deutschland kamen, so sehr vermissen: einen richtigen Winter. Außerdem hat Liljana dort in den drei Wochen ihr Seepferdchen-Schwimmabzeichen machen können. Sie war super stolz.
Die ersten drei Tage war Sascha mit dabei und wir haben noch zwei tolle Ausflüge gemacht: mit der Seilbahn auf den Wurmberg bei Braunlage und ein Besuch des Silbererzbergwerkes Grube Samson in Sankt Andreasberg. Hier konnte Lili endlich mal sehen, wo man echtes Silber findet. Seit ich ihr im Dezember einen Edelstein-Adventskalender gemacht hatte, interessiert sie sich brennend für Steine, Kristalle und Mineralien.
Ich bin gespannt, was 2017 bringt. Zur Kur fahre ich vorerst nicht nochmal.