Bei uns ist gerade der Wurm drin. Kaum waren wir gesund und Lili wieder im Kindergarten, hat sie wieder eine Überraschung mitgebracht. Bei dem Sauwetter und dem Schlamm im Kindergarten auch kein Wunder. Starke Bronchitis. Nun haben wir ihr das erste Mal Antibiotika gegeben, denn so lange so krank war sie noch nie. Und natürlich hat Tolja sich auch wieder bei ihr angesteckt. Damit die Kinder mal wieder etwas zum Freuen haben, haben wir uns entschieden, heute Ostern zu feiern. Letzte Woche war Sascha das ganze Wochenende beim Eisfischen auf dem Baikal, Ostern an Ostern musste also ausfallen. Und da in Russland dieses Jahr erst im Mai das russische Osterfest gefeiert wird und es für uns sowieso Improvisation bedeutet (es gibt hier weder, Osternester, noch -hasen oder Schokoeier – die die Kinder in den Geschäften verführen könnten), können wir den Ostersonntag einfach festlegen.
Tolja hat den Feiertag mehr oder weniger auf dem Arm von Papa verbracht, er war sogar zu schwach zum Essen. Lili hat das erste Mal Osterüberraschungen gesucht und ist nun den ganzen Tag dabei, ihre Süßigkeiten immer und immer wieder zu verstecken und zu suchen. Wie schon an Weihnachten hieß es dann wieder, dass sie jeden Tag Ostern feiern will. Irgendwann habe ich ihr dann erzählt, dass es in Deutschland an Ostern in fast jeder Stadt Osterfeuer gibt, die den langen Winter vertreiben sollen. Und es gibt überall in Deutschland Ostermärsche. Bei Ostermärschen, erklärte ich ihr, gehen die Leute auf die Straße, um gegen etwas Schlimmes auf der Welt wie Krieg zu demonstrieren. „Und man kann gegen kaputte Ostereier und nasse Hosen demonstrieren.“, erwiderte sie.
Das erinnerte mich an ihre schlimmsten Albträume. Einmal im Monat hat sie so einen. Dann wacht sie kreischend und total verheult auf, lässt sich minutenlang nicht beruhigen und murmelt dann schließlich irgendwann etwas wie „Mein Bonbon war heruntergefallen.“, oder, „Jemand hatte mir meine Schokolade weggenommen.“